GROSSES KINO:
DIE FILMSTARS DER 50ER UND 60ER JAHRE
Veröffentlicht im Innside-Magazin – Ausgabe November 2024
Fasziniert und motiviert: Eine Gruppe der Ausstellungsmacher hat es sich nicht nehmen lassen, sich im Styling dieser Epoche ablichten zu lassen, stilgerecht mit einem Oldtimer und im herrschaftlichen Ambiente Schloss Freudenhains. Echte Stars, finden Sie nicht? v.l.n.r.: Anna Wagner (MMK Passau), Markus Pühringer, Markus Sieghart, Julia Königseder (alle drei Atelier und Friends) und Margarethe Eder („Foto-Erbin“)
Große Emotionen authentisch erlebbar zu machen ist hohe Schauspielkunst. Sie eindrucksvoll festzuhalten beste Fotokunst. Beides zeigt eine Ausstellung im MMK Passau mit Aufnahmen von Filmstars der 1950er und 1960er Jahre aus dem Nachlass des Set-Fotografen Herbert Fried. Der bislang verborgene Fotoschatz kommt von der Kreativagentur Atelier und Friends aus Grafenau, die aktiv an der Ausstellung mitwirkt.
Herb Fried, wie sich der Fotograf in seiner Wahlheimat Amerika nannte, fotografierte im Auftrag internationaler Agenturen Filmstars der Nachkriegszeit wie Romy Schneider, Alain Delon, Elke Sommer, Brigitte Bardot, Gina Lollobrigida, Audrey Hepburn, Yul Brynner, Terence Hill u. v. m. Nicht nur am Set der damaligen Zentren der Filmindustrie, sondern auch in privater Atmosphäre. Man kann davon ausgehen, dass Herb Fried zu vielen der Stars freundschaftlichen Kontakt pflegte. Eine große Auswahl seiner Bilder ist ab 9. November in der Ausstellung „Herbert Fried – Filmstars am Set und privat“ zu sehen.
Erweckt auch heute noch die Leidenschaft: Brigitte Bardot in „…und ewig lockt das Weib“, Frankreich 1956
Sexsymbol der 60er: Elke Sommer
Graziös und verspielt: Audrey Hepburn parodiert die Hutmode der 1960er Jahre
Deutsches Bond-Girl privat unterwegs: Ingrid Schöller
Unvergesslich: Romy Schneider
Große Gefühle: Audrey Hepburn und Gary Cooper in „Liebe am Nachmittag“, Frankreich 1972
Auf Umwegen in den Bayerischen Wald
Die Passauer Ausstellung rekonstruiert erstmals Herb Frieds bewegte Fotografie mit Archivmaterial und bereitet den fotografischen Nachlass museal auf. In den Bayerischen Wald kamen die Fotos über Umwege: Einen Teil seines Werkes vermachte Fried seinem Freund Klaus Hoins aus Hannover, der es an Margarethe Eder als Liebhaberin der Fotografie weitergab, welche die Kartons voller unsortierter Fotos, Schwarzweiß-Abzüge, Negative und Dias ihrerseits schließlich vor 15 Jahren der Agentur Atelier und Friends überließ.
Bilder zum Staunen und Schwärmen
Gemeinsam staunte man über das einzigartige Bildmaterial und archivierte es in Ordnern sowie digital in einer Datenbank. Ohne größere Ambitionen wurde zunächst ein Teil davon in einer Website veröffentlicht. Später wurde der Bravo-Verlag auf die Sammlung aufmerksam. Er war im Besitz von weiteren tausenden Bildern Herbert Frieds, die er großzügigerweise Atelier und Friends kostenlos überließ. Markus Sieghart, Projektleiter und Designer von Atelier und Friends, schwärmt: „Als leidenschaftliche Designer liegt uns Kunst und Ästhetik in den Genen. Wir sahen sofort das Außergewöhnliche an diesen Fotos. Durch unsere Zusammenarbeit mit dem MMK Passau entstand die Idee, diesen Fotoschatz in Form einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Ein zauberhaftes Zeitdokument
Frau Dr. Bornscheuer erklärte sich sofort bereit, der Fotokunst Herbert Frieds eine eigene Ausstellung zu widmen. Designer Markus Sieghart schmunzelt: „Da ich kein „Boomer“ bin, konnte ich die Stars der Nachkriegszeit noch nicht im Kino erleben. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie auch heute noch große Gefühle auslösen – und nicht nur bei dieser Generation.“ Großes Engagement zeigte auch Herr Lutz Peter aus Hannover, der eines der wenigen verbliebenen Exemplare der Autobiographie Herbert Frieds sowie ein originales Fotoequipment als Leihgabe für die Ausstellung zur Verfügung stellt. Markus Pühringer, Geschäftsführer von Atelier und Friends, ist die Vorfreude anzumerken: „Wir alle sind geradezu verzaubert von der cineastischen Hochkultur dieser Zeit. Ein wahrer Fotoschatz, der uns die damalige Aufbruchstimmung erleben und unsere Herzen höherschlagen lässt.“